• Willkommen in der Zahnarztpraxis OXIDIO Dr. Winkelmann in Gärtringen

Parodontitis

Gleich zu Anfang: die Erkrankung, die wir Parodontitis nennen, ist ein unheimlich komplexer Vorgang, den ich in seiner vollen Tiefe hier nicht erklären kann. Sondern ich gebe Dir Bilder, dass Du dieses komplexe Geschehen vom Prinzip her verstehst.

Was ist eine Parodontitis?

Seit Jahrzehnten spricht die Werbung von „Parodontose“… meint aber Parodontitis. Die Wortendung „-ose“ bezeichnet eine degenerative, entzündungsfreie Erkrankung. Die Endung „-itis“ bedeutet immer Entzündung.

Eine PARO (so kürzen wir Profis das Wort „Parodontitis“ ab) hast Du dann, wenn sich der Knochen, der Deine Zähne trägt, immer weiter abbaut. Und irgendwann wackeln dann Deine Zähne. Nun werden Zähne verloren gehen. – Dumm gelaufen, denn diesen Zustand hätten wir verhindern können… fast immer.

Risikofaktor Erbanlagen

Menschen sind einzigartig. Zum Beispiel in ihren Genen. – Das ist der erste Risikofaktor zur Ausbildung einer Parodontitis. In Zahlen geschätzt machen Gene ca. 55% aus. Noch eine Info: bei ca. 80% aller Menschen ist das PARO-Gen angeschaltet. Diese Menschen haben also das Risiko überhaupt eine Parodontitis zu entwickeln zu können, was nicht gleichbedeutend damit ist, dass sie auch eine Parodontitis bekommen. Übrigens geht das durch alle Völker dieser Welt. Das muss also ein sehr altes Gen aus der Frühzeit der Menschwerdung sein. 

Risikofaktor Rauchen

Das kannst Du nicht weg diskutieren. Es wäre also nun eine gute Gelegenheit mit dem Rauchen aufzuhören. Damit eingeschlossen sind alle anderen Formen des Rauch-Ersatzes! Grob geschätzt dürfte Rauchen bei 25% des Gesamtrisikos für eine Parodontitis liegen.

Risikofaktor Mundhygiene

Die restlichen 20 Prozent betreffen die individuelle Mundhygiene. Überraschen ist, dass diese geringfügig weniger Bedeutung hat als Rauchen.

Hätten man es verhindern können?

Wir Zahnärzte können sehr frühe Zeichen erkennen, wenn sich eine Parodontitis entwickelt. Nicht erst ab jetzt gilt: jeder Kompromiss rächt sich! Denn wir kämpfen nun mit einem Cocktail aus den verschiedensten Bakterien.

Das zentrale Element heißt Prophylaxe, Prophylaxe, Prophylaxe!

Wie eine Parodontitis entsteht

Ich muss jetzt ein wenig ausholen. An anderer Stelle habe ich schon erzählt, dass Du Deine Zähne nie perfekt putzen kannst. Es verbleiben immer 20% – 40% der Zahnflächen mindestens, die noch voller Zahnbelag sind.

Wenn dieser Zahnbelag (= Plaque) neu wächst (also z.B. nach einer Prophylaxe), dann sind darin in den ersten 3 Monaten für die Parodontitis harmlose Bakterien enthalten. Danach treten vermehrt die eher gefährlichen Bakterien auf, die sich auch noch bestens untereinander vernetzen, untereinander kommunizieren. Das nennen wir einen Biofilm.

In diesem Biofilm produzieren die Bakterien gemeinsam Stoffe, die die Immunsysteme von 80% der Menschen nicht gezielt abwehren können…. siehe oben: DNA! Natürlich will und muss das Immunsystem diese Stoffe bekämpfen, was jedoch nun dazu führt, dass das eigene Immunsystem quasi als Kollateralschaden den eigenen Knochen zerstört.

Was Du bemerken kannst

Kennst Du aus der Werbung: Zahnfleischbluten. Wenn das vorhanden ist, dann suche schnellstmöglich Deinen Zahnarzt auf. Es wird nicht von alleine weg gehen.

Bist Du eine Raucher, dann kann das richtig gefährlich sein. Denn die Raucher haben kein Zahnfleischbluten. Und warum nicht? Weil durch das Smoken die kleinsten Blutgefäße so verengt sind, dass eben kein Zahnfleischbluten auftreten kann. Und trotzdem kannst Du eine heftige PARO haben! 

Was Du jetzt tun kannst

Wenn Du der Werbung glauben willst, dann kaufst Du nun die teuerste Zahncreme. Ich sage es Dir gleich: sie wird Dir nicht helfen. 

Wir beginnen mit intensiver Prophylaxe und stellen optimale Verhältnisse her: kein Zahnbelag, keine Nischen für Zahnbelag. Und dann noch eine Trainerstunde zur Zahnpflege… ja, mit Erfolgskontrolle. Denk dran: es gibt keine Kompromisse mit den Bakterien!

Worüber wir uns auch unterhalten: Ernährungsgewohnheiten. – Einfache Regel: lass alles weg an Lebensmitteln, für das Werbung existiert. Damit haben wir schon mal viel gewonnen. Danach lass alles weg, was Weizen und / oder Zucker enthält. Denk dran: keine Kompromisse!

Wenn diese Phase überstanden ist, dann wird Dein Zahnarzt entscheiden wie es weiter geht. Die Optionen hier zu beschreiben übersteigen den Rahmen dieses Artikels, denn die Optionen sind sehr vielfältig.

Was also solltest Du nun machen

Wenn Du auf die Seite der Sieger wechseln möchtest, dann gehst Du bei Deinem Zahnarzt regelmäßig zur Prophylaxe. Dabei wird Dir auch erklärt werden, wo Deine Schwächen beim Zähneputzen sind (haben auch Zahnärzte!) und was Du besser machen kannst. Und das erklärt Dir nicht eine Gesundheitsrubrik in der Zeitung, sondern jemand, der sich in dem Thema bestens auskennt!

Wenn Du mehr wissen willst, dann schau mal hier z.B. nach:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38666373/

https://www.doctolib.de/gesundheit/krankheiten/so-entsteht-parodontitis/

Und hier ein super Vortrag von Bonnie Bassler, die entdeckt hat, wie Bakterien untereinander kommunizieren. Also nicht nur Bayern mit Bayern und Schwaben mit Schwaben, sondern wie kommunizieren Bayern mit Schwaben oder Pfälzern etc. Ist in Englisch, aber bei YouTube kann man sich ja deutsche Untertitel anzeigen lassen!

https://www.youtube.com/watch?v=dks_eV_qSKQ

Paradontose Behandlung