Brücken
Der Verlust eines Zahnes kann nicht nur die Ästhetik und das Selbstbewusstsein beeinträchtigen, sondern auch zu funktionellen Problemen beim Kauen und Sprechen führen. Eine gängige Methode zur Schließung solcher Zahnlücken ist die zahnärztliche Brücke.
Zahnärztliche Brücken sind eine Restaurationslösung für Patienten, die einen oder mehrere Zähne verloren haben. Sie überbrücken die Lücke, die durch den Zahnausfall entstanden ist, indem sie die fehlenden Zähne durch künstliche Zähne ersetzen und an benachbarten, intakten Zähnen (den sogenannten Brückenpfeilern) befestigt werden.
Was ist eine Brücke?
Eine Zahnbrücke besteht in der Regel aus drei oder mehr Teilen:
- Pfeilerzähne: Die benachbarten Zähne, die als „Stützen“ für die Brücke dienen. Diese Zähne müssen meist beschliffen werden, um Platz für die Brücke zu schaffen und die Brücke stabil zu befestigen.
- Brückenglied: Der künstliche Zahn oder die künstlichen Zähne, die die Lücke füllen. Dieser Teil wird individuell angefertigt, um genau zum Rest der Zähne zu passen.
- Verbindungsstücke: Die Teile, die die Pfeilerzähne mit den künstlichen Zähnen verbinden.
Materialien für Brücken
Das Material der Wahl ist heute Zirkon! Ja, es gibt verschiedene Arten von Zirkonoxid (Zirkon), die in der Zahnmedizin verwendet werden – insbesondere für Brücken, Kronen und Implantatprothetik. Diese unterscheiden sich in Transluzenz, Festigkeit, Zusammensetzung und klinischem Einsatzbereich. Die wichtigsten Varianten sind:
- Klassisches Zirkonoxid (3Y-TZP) = 3 mol-% Yttrium-stabilisiertes tetragonales Zirkonoxid-Poly-Kristall. Mit einer Biegefestigkeit über 1000 MPa ist es ideal für Brücken im Seitenzahnbereich, zumal die Farbe eine geringere Transluzenz aufweist als die anderen Zirkonvarianten.
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Transluzentes Zirkonoxid (4Y-TZP) = 4 mol-% Yttriumoxid-stabilisiert. Dieses Zirkonoxid ist ein guter Kompromiss zwischen Stabilität und Ästhetik. Die Biegefestigkeit liegt bei 800 – 1000 MPa. Das ist das Material für größere Frontzahnbrücken.
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Hochtransluzentes Zirkonoxid (5Y-TZP) = 5 mol-% Yttriumoxid-stabilisiert. Bei einer hohen Transluzenz ist dieses Material perfekt für Frontzahnversorgungen, ist aber aufgrund der geringeren Biegefestigkeit von 600 – 800 MPa nur für kleine Brücken geeignet.
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Multilayer-Zirkon: Bei diesem Material werden verschiedene Farbschichten in einem Block vereinigt um den Farbverlauf in einem natürlichen Zahn besser nachzuempfinden.
Früher haben wir Zahnärzte Brücken auf der Basis von Metalllegierungen angefertigt. Ursprünglich war das Gold, wobei sich sehr schnell heraus gestellt hat, dass reines Gold viel zu weich war für eine Brücke oder auch für eine Krone. Daher legierte man Gold mit anderen Metallen. Hier eine kleine Übersicht:
- Hochgoldhaltige Legierung: sie enthalten mehr als 75% Gold und sind biologisch sehr gut verträglich. Sie sind korrosionsbeständig und sehr gut formbar.
- Mittelgoldhaltige Legierungen enthalten 50% – 75% Gold. Sie lassen sich gut verarbeiten, sind dabei jedoch deutlich günstiger als die hochgoldhaltigen Legierungen.
- Niedriggoldhaltige Legierungen enthalten weniger als 50% Gold, sind noch preisgünstiger als die mittelgoldhaltigen Legierung. Allerdings ist die Korrosionsbeständigkeit nicht so, wie wir uns das wünschen.
- Goldfreie Legierungen: sie sind meist auf der Basis von Palladium mit Silber. Preislich sehr günstig, aber nicht korrosionsbeständig. Eine solche Legierung empfehlen wir nicht.
Ob überhaupt Metalle in den Mund eingebracht werden sollten ist erst dann eine Überlegung, wenn gesichert ist, dass der Patient keine (Schwer-)Metallbelastung hat.
Langzeitprovisorien (z. B. provisorische Brücken für mehrere Wochen bis Monate) werden heute häufig aus fräsbaren Hochleistungskunststoffen hergestellt – meist mit CAD/CAM-Technologie. Diese Materialien sind biokompatibel, belastbar und ermöglichen eine ästhetisch hochwertige Übergangslösung.
- PMMA (Polymethylmethacrylat) – Der Klassiker: Gute Ästhetik, polierbar, plaqueunempfindlich und in verschiedenen Zahnfarben erhältlich.
- PEEK (Polyetheretherketon) – Hochleistungspolymer: Für Langzeitprovisorien, vor allem bei Bruxismus oder Metallunverträglichkeit. Extrem stabil, leicht, temperaturbeständig, biokompatibel, aber weniger ästhetisch (grau-beige), häufig mit Verblendungen.
- Composite-gefüllte Kunststoffe: Für ästhetisch anspruchsvollere Langzeitprovisorien mit höherer Abrasionsfestigkeit. Mit Füllstoffen (z. B. Glaskeramikpartikeln) für bessere Festigkeit. Bessere Polierbarkeit als reines PMMA.
Arten von Brücken
Es gibt verschiedene Arten von Zahnbrücken, die je nach der Art des Zahns und der Lage der Lücke ausgewählt werden:
- Festsitzende Brücke (traditionelle Brücke):
- Wird häufig verwendet, wenn die Lücke zwischen zwei Zähnen liegt.
- Die Brücke wird an den benachbarten Zähnen befestigt, die als Pfeilerzähne dienen.
- Maryland-Brücke (oder Klebebrücke):
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- Wird oft bei Lücken im Frontzahnbereich eingesetzt.
- Bei dieser Brücke müssen die benachbarten Zähne nicht vollständig abgeschliffen werden. Stattdessen wird die Brücke mit Metall- oder Keramikflügeln an den benachbarten Zähnen befestigt.
- Diese Art ist weniger invasiv und kann schneller hergestellt werden, eignet sich aber besser für weniger belastete Zähne.
- Implantatgetragene Brücke:
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- Hier wird die Brücke nicht an benachbarten Zähnen befestigt, sondern an Zahnimplantaten, die in den Kieferknochen eingesetzt werden.
- Diese Art bietet eine sehr stabile und dauerhafte Lösung, insbesondere wenn die benachbarten Zähne nicht ausreichend gesund sind, um als Pfeilerzähne zu dienen.
- Besonders gut geeignet für größere Zahnlücken oder wenn Zähne fehlen, die nicht mehr erhalten werden können.
- Schwebebrücke (Floating Bridge):
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- Diese Art wird selten verwendet, kann aber bei speziellen Indikationen zum Einsatz kommen. Hierbei hängt der künstliche Zahn zwischen zwei benachbarten Zähnen, ohne dass ein Zahn präpariert werden muss.
Vor- und Nachteile von Brücken
Mit Brücken können in kurzer Zeit Lücken ästhetisch geschlossen, das Lächeln wieder rekonstruiert werden. Implantatversorgungen benötigen da wesentlich längere Zeiträume. Die Funktion kann in der Regel so gut gestaltet werden, dass der Patient das Gefühl hat auf eigenen Zähnen zu kauen, was wirklich optimal ist. Und das Beste dabei: nichts ist herausnehmbar, alles ist fest und stabil! Die Kosten sind geringer als bei einer Implantatversorgung.
Für eine Brücke müssen wir die angrenzenden Zähne beschleifen (ausdrücklich: NICHT abschleifen – das ist etwas ganz anderes): wir tragen ca. 0,5 – 1,2mm Zahnsubstanz ab um ausreichend Platz für das Material der Brücke zu generieren. Das ist sehr wenig… ein Grund mehr, warum wir dazu eine Lupenbrille brauchen. Haben die Nachbarzähne bereits Füllungen oder sind mit Kronen versorgt, dann ist die Indikation für eine Brücke leicht gestellt. Sind diese Zähne jedoch naturgesund, also noch ohne jede Form einer Restauration, dann sollte eine Implantatversorgung erwogen werden.
Brücken sind schwieriger zu reinigen als natürlich Zähne… klar: denn die Brücke sind mehrere Zähne quasi im Verbund, mann kommt mit der normalen Zahnseide nicht durch die Zahnzwischenräume hindurch. Aber es gibt Lösungen dafür.
Im Internet findet man für Brücken eine Lebensdauer von 10 – 15 Jahren. Wir haben Patienten, die tragen ihre Brücke seit 40 Jahren, was keine Seltenheit ist. Entscheidend für die Lebensdauer ist die häusliche und die professionelle Zahnhygiene.
Zum Schluss
Wenn Du auf die Seite der Sieger wechseln möchtest, dann gehst Du bei Deinem Zahnarzt regelmäßig zur Prophylaxe. Dabei wird Dir auch erklärt werden, wo Deine Schwächen beim Zähneputzen sind (haben auch Zahnärzte!) und was Du besser machen kannst. Und das erklärt Dir nicht eine Gesundheitsrubrik in der Zeitung, sondern jemand, der sich in dem Thema bestens auskennt!
Autor: drw
Wenn Du mehr wissen möchtest…
Hier sind Direktlinks zu fünf wissenschaftlichen Artikeln über Zirkonbrücken:
Advances and challenges in zirconia-based materials for dental applications
🔗 https://link.springer.com/article/10.1007/s43207-024-00416-7
Survival of zirconia- and metal-supported fixed dental prostheses: a systematic review
🔗 https://www.nature.com/articles/sj.bdj.2011.263
Strength of zirconia fixed partial dentures: review of the literature
🔗 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3399177/
Fatigue of Zirconia and Dental Bridge Geometry: Design Implications
🔗 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2967591/
Five-year clinical evaluation of zirconia-based bridges in UK general dental practices
Diese Brücke besteht aus gefrästem Zirkon. Diese „Baureihe“ zeigt die beste biologische Verträglichkeit, beste Ästhetik und auch die beste Präzision. Damit ist sie unser Favorit!
Auch von der Rückseite sieht man, dass alles ein solides Material ist.
Dieses ist eine Vollkeramische Brücke aus einem Material, welches wir schon vor über 30 Jahren verarbeitet haben, das aber heute keine Bedeutung mehr hat. Auch dieses Material wurde gefräst und zeigt eine hohe Transparenz.
Hier das Beispiel einer VMK-Brücke: Verblend-Metall-Keramik. Ein Basisgerüst aus einer Metalllegierung (in diesem Beispiel eine Hochgoldlegierung) wurde mit keramischen Massen verblendet um möglichst viel Natürlichkeit zu erzeugen. Aber ästhetisch kann diese Version nicht mit den heutigen Zirkonbrücken mithalten. VMK-Brücken sind „out-dated“.
Dieses ist eine Schwebebrücke aus einer hochgoldhaltigen Legierung. Man sieht, dass gar nicht der Zahn rekonstruiert wurde, sondern lediglich die Kaufläche. Auch diese Brückenkonstruktion ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit.