• Willkommen in der Zahnarztpraxis OXIDIO Dr. Winkelmann in Gärtringen

Zahnärztliche Prothesen

Ojeh… auf was habe ich mich da eingelassen!!! Zu diesem Thema kann man ganz dicke Lehrbücher schreiben mit hunderten von Seiten und wird dem immer noch nicht gerecht! Trotzdem… hier der Versuch, dass auch Patienten einen Überblick bekommen über das Thema „zahnärztliche Prothesen“.

Das Wort Prothese besagt immer, dass es sich um einen vom Patienten herausnehmbaren Zahnersatz handelt. Im Gegensatz dazu sind Brücken (fast immer) und Kronen festsitzender Zahnersatz.

Prothesen kommen immer dann zum Einsatz, wenn Zähne fehlen und der natürliche Zahnbestand nicht mehr ausreichend ist, um Kaufunktion, Sprachbildung und Ästhetik zu gewährleisten. 

Das Spektrum geht von einfachsten Kunststoff-Prothesen bis hin zu implantatgestützten Systemen. Um ein Bild zu geben: wir reden hier über die Spanne vom Bobby-Car bis hin zum Rennwagen.

Typen von Zahnärztliche Prothesen

Vollprothesen ersetzen alle Zähne eines oder beider Kiefer. Stimmt nicht ganz, denn die Weisheitszähne (die 8er) werden nicht ersetzt. In der Regel sind das also alle Zähne bis einschließlich des 7ers. Daher sprechen wir bei einer Vollprothese im Ober- und Unterkiefer von einer 28er. In manchen Fällen, z.B. bei einem sehr zierlichen Kiefer, wird nur bis zum 6er ersetzt, weil wir uns sonst nur sinnlos Probleme (da gehe ich jetzt nicht drauf ein) einhandeln würden. 

Um es klar zu sagen aus meinen 45 Jahren aktiver Zahnmedizin: die 28er ist kein Handwerk, wie vieles in der Zahnmedizin. Die 28er ist reine Kunst. Das kann relativ einfach sein oder extrem alle an den Rand der Contenance  bringen. Ausschlaggebend sind hier zum Beispiel Faktoren wie: wieviel Knochen haben die Kiefer noch, wie ist die Kieferrelation, welcher Typ von Speichel überwiegt. Und nicht zuletzt: wie ist der ästhetische Anspruch des Patienten. 

Kleine Info zwischendurch zum Speichel: wir haben seriösen, wasserartigen Speichel, der zum Einspeicheln der Nahrung dient und damit die erste Phase der Verdauung einleitet. Im Gegensatz kleidet der muköse, schleimartige Speichel die gesamte Schleimhaut aus und schützt diese vor dem Austrocknen.

Dieser muköse Speichel ist das perfekt Lager für die Prothese. Da saugt die Prothese sehr schön und es gibt kaum Druckstellen. Wenn der Patient zu wenig mukösen Speichel hat, dann hält die Prothese nicht mehr richtig und es stellen sich immer wieder Druckstellen, was wir Zahnärzte nicht wirklich verhindern können. Ausser: wir bringen nun Implantate ins Spiel. 

Diese Veränderung des Speichels tritt ein z.B. durch das älter werden, durch Medikamente oder auch durch Prozesse, die wir heute noch nicht wirklich durchschauen.

Nochmals: die 28er ist reine Kunst! Punkt!

Sind noch Zähne vorhanden können einfache Kunststoffprothesen erstellt werden, die meist mit handgebogenen Drahtklammern an vorhanden Restzähnen „befestigt“ werden. So ganz unter uns: das geht für eine kleine Interimszeit, aber wirklich glücklich wird niemand damit.

Hat der Patient noch strategisch gut platzierte Restzähne kann man eine Modellgussprothese machen. Diese hat ein Stahlgerüst und die Klammern, die an den Restzähnen anliegen, sind in Stahl gegossen. Die Kosten sind relativ gering. Aber nur ein kleiner Teil der Patienten kann sich mit solch einer Lösung auf Dauer anfreunden. Auch ästhetisch gesehen ist dieser Typ Prothese eher als „rustikal“ einzuordnen.

An dieser Stelle kommen die kombiniert festsitzend-herausnehmbaren Prothese ins Spiel. Auf den Restzähnen oder auf Implantaten werden Kronen, Brücken, Teleskopkronen etc. befestigt, an denen Verankerungsmechanismen für den herausnehmbaren Teil angebracht sind in Form von z.B. Teleskopen, Geschieben oder Riegeln. Mit diesen Arten von Prothesen können wir sehr solide und sehr langlebige Rekonstruktionen erstellen. So haben manche meiner Patienten mittlerweile ihre Prothese seit 40 Jahren im Mund. Dazu ist anzumerken: Auf die Dauer ist die Teleskopprothese die langlebigste Version. Aber sie ist am Anfang eine nicht kostengünstige Investition… muss man auch wissen. 

Auf die übrigen Prothesen gehe ich jetzt mal nicht ein, vor allem deswegen, weil wir mit den erwähnten Versionen 99,99% aller Fälle abdecken können.

Pflege von Zahnärztliche Prothesen

Die wichtigste Info ist: Prothesen niemals in Wasser mit „Pflegetabletten“ legen. Dadurch wird der Kunststoff im mikroskopischen Bereich rauh und porös, was zu einem unangenehmen Geruch führt. 

Es gibt spezielle Prothesenbürsten, die den Kunststoff nicht beschädigen. Diese sollte man mit einer flüssigen Seife oder „Spüli“ nutzen. Auf keinen Fall Zahncreme nehmen, denn die Abrasionspartikel in der Zahncreme (Bimsstein-Mehl)) führen wieder zur Oberflächenbeschädigung. 

Wichtig zu wissen: Die Prothese wird nur zur Reinigung heraus genommen. Ansonsten ist sie im Mund, auch über Nacht!

Darüber hinaus bitte die Prothese 2x im Jahr kontrollieren lassen. Und denk dran: die Prothese verändert sich nicht, aber der Kiefer wird sich mit der Zeit verändern. Das kann eine Unterfütterung erforderlich machen. Sind noch Restzähne vorhanden, dann sollte man die Kontrolle mit einer Prophylaxe-Sitzung verbinden.

Wenn man bei der Prothesenpflege schlampert, dann stellen sich angenehme Dinge ein, wie z.B. Mundgeruch, Pilzinfektionen… alles Dinge, die man nicht braucht.

Schließlich…

Zahnärztliche Prothesen ermöglichen es, Lebensqualität und Selbstbewusstsein trotz Zahnverlust wiederherzustellen. Die Auswahl der geeigneten Prothesenform hängt von vielen Faktoren ab – darunter die Anzahl der fehlenden Zähne, der Zustand der Mundschleimhaut, die Knochensubstanz und individuelle Wünsche. Regelmäßige Pflege und zahnärztliche Kontrollen sind essenziell, um Funktion und Ästhetik langfristig zu erhalten.

Wenn Du keine Prothese willst, dann geh bitte von jungen Jahren an regelmäßig zu professionellen Prophylaxe. Damit begibst Du Dich auf die richtige Seite!

Autor: drw

Hier sind noch ein paar Links für weitergehende Recherche

Beispiel einer Vollprothese im Ober- und Unterkiefer.

Das ist eine individualisierte Vollprothese für den Oberkiefer. Die keramische Zähne wurden so umgebrannt, dass es aussieht, als wären Raucherverfärbungen und kleine Kariesläsionen vorhanden. Und schließlich haben wir noch zwei Goldinlays eingearbeitet. Diese Prothese für einen 60-jährigen sieht so natürlich aus, dass man niemals darauf käme, dass das eine Vollprothese ist.

Eine Teleskopprothese mit Galvano-Teleskop-Kronen. Auf dem Modell sind die sogenannten Primärteleskope zu sehen, die fest auf die Zähne befestigt werden.

Eine Modellgußprothese. Gut zu erkennen sind die gegosssenen Klammern.

Eine einfache Kunststoffprothese mit einer Stahlverstärkung, damit sie nicht so leicht bricht. Die Klammern sind handgebogen.

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