• Willkommen in der Zahnarztpraxis OXIDIO Dr. Winkelmann in Gärtringen

Zahnmedizin der Zukunft

Kurzer Rückblick

In der Antike wurde Zahnmedizin hauptsächlich von Heilpraktikern oder Barber-Surgeons durchgeführt. Es gab schon im alten Ägypten und Griechenland rudimentäre Zahnbehandlungen, jedoch ohne wissenschaftliche Grundlagen. Zahnbehandlung beschränkte sich oft auf das Ziehen von Zähnen.

Pierre Fauchard (1678–1761), ein französischer Zahnarzt, wird oft als „Vater der modernen Zahnmedizin“ bezeichnet. Er schrieb 1728 das erste wissenschaftliche Buch über Zahnmedizin mit dem Titel „Le Chirurgien Dentiste“. Fauchard führte viele grundlegende Techniken ein, wie etwa die Behandlung von Karies und das Setzen von Zahnprothesen. Fauchard hatte erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Zahnmedizin in Europa, einschließlich in Deutschland.

Zahnmedizin wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland zunehmend als eigenständige Disziplin anerkannt. Es begann eine Abgrenzung von der allgemeinen Chirurgie und der Medizin.

1800 wurde die erste zahnärztliche Schule in Berlin gegründet, und 1826 gab es in Berlin die erste zahnärztliche Ausbildung für angehende Zahnärzte. Die Zahnprothetik, also die Kunst der Herstellung von Zahnersatz, entwickelte sich weiter. Der Beruf des Zahntechnikers entstand.

Der deutsche Augenarzt (!) Friedrich W. G. von Graefe setzte 1830 die erste Amalgamfüllung ein. Amalgam war bis heute eines der gängigsten Materialien in der Zahnmedizin weltweit.

Die Einführung der Röntgenstrahlen (Ende des 19. Jahrhunderts) ermöglichte eine präzisere Diagnostik von Zahnproblemen. 1920 wurden in Deutschland die ersten Röntgenaufnahmen von Zähnen gemacht.

Ab 1922 konnte Zahnmedizin als eigenständiges Studium an Universitäten betrieben werden, und die ersten universitären Zahnkliniken wurden etabliert. Das Studium der Zahnmedizin setzte sich zunehmend durch.

Die Entdeckung von Fluorid als wichtigem Mittel zur Kariesprävention wurde von verschiedenen Wissenschaftlern weltweit untersucht und beeinflusste auch die Zahnmedizin in Deutschland.

In den 1950er und 1960er Jahren wurde in Deutschland die Bedeutung der Zahnhygiene stärker betont, und es entstanden landesweite Kampagnen zur Mundgesundheit. 

Bis dahin war die Zahnmedizin in Deutschland Weltklasse. 

Numerus Clausus

Seit Jahrzehnten ist in Deutschland zu 99% der Numerus Clausus das einzige Auswahlkriterium zur Zulassung zum Zahnmedizinstudium. Es gibt keinen Eignungstest. Dies hinderte viele junge Menschen am Studium, obwohl sie das richtige Mindset mitgebracht hätten. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Nicht ganz überzogen bedeutet dies, dass die „1“ in Kunst und Geschichte entscheidend sind für die Zulassung zum Studium. Ich glaube, das ist weltweit „einzigartig“.

Zahnmedizin als Mangelleistung

Als ich 1980 Staatsexamen gemacht habe, da wußte man bereits, dass es nach 2015 zu einem Problem kommen würde: Es gehen mehr Zahnärzte in den Ruhestand als nachkommen werden, was wir in unseren Tagen erleben. In Zahlen ausgedrückt: wir verlieren ca. die Hälfte der Zahnärzte und der Praxen, was wir allerorts sehen können: immer wieder werden Praxen geschlossen.

Dazu kommt, dass heute 70% – 80% der Zahnmedizin-Studenten weiblich sind mit anderen Lebensmodellen, als wir es damals hatten. Sie wollen und müssen sich um Kinder und Familie kümmern, sodass ein Fulltime-Engagement in einer Praxis nur selten möglich ist.

Unterm Strich vermute ich, dass wir somit ca. zwei Drittel der Arbeitskapazität in der Zahnmedizin verlieren. Gesundheitspolitisch ist das eine Katastrophe, zumal man es seit Jahrzehnten hat kommen gesehen. Zahnmedizinische Betreuung wird also zur Mangelleistung werden.

Ein Blick in die Glaskugel

Wir haben immer größere Personalsorgen, weil der Beruf der Zahnmedizinischen Fachassistentin zunehmend unattraktiv ist. Nicht zuletzt durch zahnärztliche Kollegen, die unterirdisch schlecht bezahlen und / oder die ihre Mitarbeiter nicht wertschätzen und schlecht behandeln. Die Folge wird sein, dass unsere Gesellschaft die Ansprüche an Ausbildung für diesen Beruf immer weiter nach unten schrauben wird um doch noch Mitarbeiterinnen zu finden.

Ähnliches wird mit den Zahnärzten geschehen. Die Ausbildung wird immer schlechter, denn sie kostet den Universitäten viel Geld. Das gipfelte einmal in folgender Äußerung meines damaligen Assistenzzahnarztes: „Ich habe im ersten Monat in Deiner Praxis mehr gelernt als in fünf Jahren Studium.“

Da der Mangel an Zahnärzten sich immer stärker auswirken wird, werden Politiker und andere Experten auf die Idee kommen, „Schmalspurzahnärzte“ zu erfinden, um den Bedarf an zahnärztlicher Behandlung zu decken. Das Niveau wird immer weiter sinken.

Die Kosten einer Zahnarztpraxis steigen wie die Kosten in anderen Branchen. Nur dass die Erlöse damit nicht mithalten, denn diese Erlöse werden politisch dominiert. Die Folge davon ist, dass Patienten einen immer größeren Anteil der Behandlungskosten selber tragen müssen. Fast könnte sich mir der Gedanke aufdrängen, dass die Zahnmedizin aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung heraus gedrängt werden soll. 

Zahnmedizin up to date

Die Zahnmedizin macht weltweit sehr große Fortschritte, die Du als Patient nicht mit bekommst. Hier einige Beispiele, was heute so geht:

Das zentrale Element der heutigen Zahnmedizin ist die professionelle Prophylaxe. Diese habe wir vor weit über 30 Jahren konsequent eingefügt.

Amalgam ist seit 2025 bei uns verboten. Allerdings haben wir seit Jahrzehnten dieses Material nicht mehr verwendet.

Neue Materialien haben die minimal invasive Zahnmedizin möglich gemacht. Füllungen werden heute geklebt, sodass wir nur noch kleinste „Löcher“ bohren müssen. Dies wird ergänzt durch digitales Röntgen zur Früherkennung beginnender Karies.

Ästhetische Zahnmedizin ist der Sammelbegriff für verschiedene Leistungen, wie z.B. Bleaching (Zahnaufhellen), Kieferorthopädie, Aligner, Veneers etc. Das gemeinsame Ziel ist dabei ein ansprechendes Lächeln zu ermöglichen btw. zu optimieren

Haben wir bis vor kurzem noch für Kronen, Brücken und Prothesen Abdrücke gebraucht, so wird heute die Zahn- und Mundsituation gescannt. Es wird ein „optischer Abdruck“ gemacht. Besonders Würger wissen dies sehr zu schätzen.

Früher hatten Kronen und Brücken ein Gerüst aus einer Metalllegierung. Heute nutzen wir dafür Vollkeramik eMAX und Zirkon. Beide Materialien werden aus dem vollen Block gefräst, nachdem die Krone bow. Brücke am Rechner konstruiert worden ist. In vielen Fällen kann der Patient die Krone oder Brücke nach kurzer Wartezeit in der Praxis eingesetzt bekommen.

Implantate waren früher ausschliesslich aus Titan. Heute sind auch Keramik- und Zirkonimplantate verfügbar für Patienten mit Metallunverträglichkeiten.

Diese Liste könnte ich noch endlos weiter führen. Aber dann wird es immer spezieller und schwerer zu lesen und zu verstehen. Belassen wir es dabei!

Autor: drw

Um diese Generation müssen wir uns kümmern!

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